Geht’s dem Klima gut, geht’s der Wirtschaft gut

Frau Mayrhofer von „Naturkosmetik Josefstadt“ begrüßt die Umgestaltung der Josefstädter Straße © Simone Mang

Geht man heute die Josefstädter Straße entlang, fallen sofort die 13 frisch gepflanzten Ulmen auf, die im Auftrag der Bezirksvorstehung gepflanzt wurden und bald das erste Mal austreiben werden. In einer Geschäftsstraße muss aber auch geliefert und geparkt werden. Deshalb etabliert die Bezirksvorstehung Josefstadt nun „Grätzl-Ladezonen“, in denen Geschäftsleute, Kund:innen und Bewohner:innen Waren stressfrei ein- und ausladen können. Doch was sagen die ansässigen Geschäftsleute dazu? Fairtrade- und Nachhaltigkeitsbeauftragte Angelika Meirhofer fragt nach.

Esther Mayrhofer, Inhaberin der Naturkosmetik Josefstadt ist sehr zufrieden – ebenso ihre Kund:innen. Mit Blick auf die Frequenz sagt sie: „Ich bin überzeugt, dass die schattenspendenden Bäume unsere Geschäftsstraße aufwerten werden.“ 

„Ich liebe Bäume und die Natur“, äußert sich Caroline Nussbaum, Inhaberin des Frisiersalons hair.fair, euphorisch. Ihr Geschäft hat sie zu einer Wohlfühloase in Grün umgestaltet und auch sie erwartet künftig mehr Kund:innen. „Klar sind die Bäume super, langfristig ist das eine Aufwertung für uns alle“, so Philip Feyer, Inhaber der Kaffeelokale Jonas Reindl Coffee Roasters. Die Zustimmung der Unternehmer:innen ist also groß, sei es in der Bäckerei, beim Schuhservice, Obst- und Gemüsehändler oder Zuckerlgeschäft.

Was alle Befragten allerdings sofort mit den Bäumen in Verbindung bringen, ist der Wegfall von Parkplätzen. „Manchmal muss mein Lieferant lange suchen“, meint z. B. Herr Kirpal, der das Geschäft für Küchengeräte und Eisenwaren übernommen hat. Die Idee der Grätzl-Ladezonen findet er richtig und wichtig für seine Lieferant:innen. Esther Mayrhofer begrüßt diese ebenfalls, kommen doch ihre Produkte per Post oder mit Lieferdiensten. Mit biologischer Kosmetik setzt sie auf Nachhaltigkeit: „Manche Produzent:innen liefern per Rad, manche sogar öffentlich“, erläutert Mayrhofer und merkt an, dass das nicht für alle möglich ist. Ähnlich Caroline Nussbaum, die in ihrem Salon umweltverträgliche Produkte verwendet, die auch nachgefüllt werden, „…weil ich möchte keine mit Plastik übersäten Strände.“  Sie ist begeistert von Grätzl-Ladezonen: „Ich kaufe viele Waren selbst ein und bringe diese mit dem Auto zum Geschäft. Nervig sind die Leute, die die Kurzparkzonen zu lange nutzen.“ Auch für Philip Feyer sind die Grätzl-Ladezonen ein Gewinn; er setzt ebenfalls auf Nachhaltigkeit, indem er Kaffee und Tee aus fairem Handel bezieht. Besonders gut gefällt ihm die Möglichkeit seinen Schanigärten ganzjährig zu betreiben. „Ich kann schon den Ärger mancher Leute verstehen, aber für mich als Gastronom ist das fein. Die Leute sitzen schon bei ein paar Sonnenstrahlen draußen. Das hat Signalwirkung.“ Weiters führt er aus, dass Entsiegelung und Grünbeete für Abkühlung im Sommer wichtig sind. „Man ist dann nicht nur von Beton und Autos umgeben, sondern sieht etwas Natur.“

Wichtig für alle Unternehmer:innen sind bessere Kontrollen der Kurzparkzonen und die richtige Nutzung der Schanigärten. Bezirksvorsteher Martin Fabisch hat nun erreicht, dass das Einsatzteam der Stadt Wien verstärkt Kontrollen bei im Winter brachliegenden Schanigärten durchführt. Denn der öffentliche Raum ist rar und soll gut genutzt werden!

Was braucht also eine moderne Einkaufsstraße? Sie ist begrünt, im Sommer kühl, bietet die Möglichkeit Waren ein- und auszuladen und hat Platz für die verschiedenen Bedürfnisse der Geschäftsleute sowie der Bewohner:innen! Und das bringt Frequenz, da die Leute hier gerne flanieren und einkaufen gehen. So arbeiten wir weiter an dem Motto „Geht’s dem Klima gut, geht’s der Wirtschaft gut.“